Psychische Erkrankungen machen einen immer stärker steigenden Anteil Arbeitsunfähigkeitstagen in deutschen Unternehmen aus. Auch wenn die Zahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen mit knapp 5 Prozent vergleichsweise niedrig liegt, sind die durch solche Erkrankungen entstehenden Ausfälle, also die tatsächlichen Arbeitsunfähigkeitstage deutlich höher. 2013 lag die durchschnittliche Krankschreibungsdauer bei psychischen Erkrankungen bei fast 35 Tagen. In der Summe ist damit mehr als jeder siebte Arbeitsunfähigkeitstag in Deutschland auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen. Der Leistungsausfall durch psychische Erkrankungen liegt damit an dritter Stelle hinter Muskel/Skelett- und Atemwegserkrankungen.
Bildquelle: Rainer Sturm/pixelio
Psychisches Gesundheitsmanagement setzt bei den Risikofaktoren für psychische Belastungen im Unternehmen an. Das sind zunächst einmal bestimmte Arbeitsbedingungen (Hitze, Kälte, Geräuschbelastung, etc.), aus denen sowohl psychische als auch körperliche Belastungen resultieren können. Darüber hinaus gibt es Faktoren, die ausschließlich psychisch belastend sind: Dazu zählen
Solche Faktoren allein machen selbstverständlich nicht schon grundsätzlich psychisch krank. Weitere Bedingungen kommen hinzu: Wie lange hält die Belastung bereits an? Gibt es Aussicht auf Veränderung? Wie hoch ist die individuelle Widerstandsfähigkeit der Betroffenen (Resillienz), deren psychische Dispositionen oder besondere persönliche Vorerfahrungen?
Für fundiertes und zielführendes psychisches Gesundheitsmanagement sind also zwei Aspekte wichtig: Die objektive Betrachtung der praktischen Arbeitssituation einerseits und die subjektiv empfundene Belastung der Betroffenen.
Zur Erhebung solcher Faktoren sind Arbeitsplatzbegehungen, Interviews von Führungskräften, Mitarbeitern oder Funktionsträgern im Unternehmen, schriftliche Befragungen (siehe auch: Psychische Gefährdungsbeurteilung), oder moderierte Arbeitsgruppen möglich. Ziel ist es, passende und wirklich effektive Maßnahmen, zugeschnitten auf die jeweilige konkrete Situation im Unternehmen festzulegen und damit mittel- und langfristig Kosten zu sparen. Die Wahl der Mittel für eine solche Analyse muss sich an der Größe und spezifischen Situation des Unternehmens und an der grundlegenden Zielsetzung orientieren. Das heißt insbesondere nur tatsächlich notwendige Informationen, diese in ausreichender Menge aber mit dem geringstmöglichen Aufwand zu erfassen.
Nach Analyse und Bewertung der Daten werden, falls notwendig, Entscheidungen für passende Maßnahmen getroffen und diese vorbereitend geplant.
Das könnten sein:
aber auch Instrumentarien des „klassischen“ BGM, wie beispielsweise Bewegungsangebote, Ernährungsthemen, Aktivitäten zur Veränderung ergonomischer Arbeitsplatzbedingungen und vieles mehr.
Psychisches Gesundheitsmanagement folgt also einen klassischen Regelkreis.
Für alle Maßnahmen sollte gelten, dass sie ein jeweils individuell definiertes Ziel verfolgen dessen Erreichung messbar ist. Die Zielerreichung muss in geregelten Abständen gemessen und bewertet werden. Durch Anpassungen und/oder grundlegende Veränderungen im Handlungsrahmen können Maßnahmen maximale Effizienz erzielen.
Ein strukturiertes Vorgehen im betrieblichen Gesundheitsmanagemant verläuft idealerweise entlang einer Projektlinie. In jeder Phase sind unterschiedlichste Umsetzungsmethoden möglich. Wichtig ist, die für das jeweilige Unternehmen angemessene und effektivste methodische Form zu wählen.
Grundsätzlich geht es im betrieblichen Gesundheitsmanagement darum, Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern im Unternehmen zu erhalten oder zu verbessern. Wichtig ist hierfür Einzelmaßnahmen sinnvoll und effektiv miteinander zu kombinieren und deren Wirkung auf die Mitarbeitergesundheit zu messen.
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